Vampiro (OT: El Vampiro, Mexiko 1957,
SW, Regie: Fernando Méndez)
Handlung: Die hübsche Marta hat von
ihrem Onkel eine Nachricht bekommen, dass ihre geliebte Tante Maria
im Sterben liegt. Marta reist also in die kleine mexikanische Stadt
Sierra Negra, an den Ort, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Sie
muss feststellen, dass die Hazienda zur Ruine verkommen ist. Und sie
erfährt, dass Marta bereits verstorben ist. Ihre andere Tante,
Eloise, ist ein Vampir, ebenso wie der mysteriöse Nachbar, Duval,
der die Hazienda unbedingt kaufen will und der Marta zudem nach dem
Leben trachtet...
Kritik: Ein besonders in Europa lange
verkanntes Meisterwerk des Vampirfilms, das 1957 den Durchbruch für
den mexikanischen Horrorfilm bedeutete. Ein Jahr vor dem in knalligen
Farben aufgenommenem „Dracula“ der Hammer-Studios kommt dieser
Streifen noch schwarz-weiß daher. Der charismatische Vampir erinnert
dabei schon ein wenig an Christopher Lee, und zum ersten Mal wird ein
Blutsauger mit verlängerten Eckzähnen gezeigt (Murnaus „Nosferatu“,
1922, hatte verlängerte Schneidezähne/Rattenzähne, Tod Brownings
„Dracula“ biss 1931 ohne verlängerte Hauer zu). Der Film
schlägt in gewisser Weise eine Brücke zwischen Tod Brownings
„Dracula“ und den „Dracula(s)“ der britischen Hammer-Studios.
Die an den expressionistischen Film erinnernden hervorragenden
SW-Aufnahmen verleihen dem Film eine dichte, gruselige Atmosphäre.
Überhaupt ist die Kameraarbeit sehr gut, manchmal nahezu innovativ.
In vielen Einstellungen wird mit der Tiefe des Raumes gespielt. Nicht
mit so perfekter Schärfe wie in „Citizen Kane“, aber doch
ähnlich. Besonders gelungen ist eine Szene am Anfang des Films, als die Kamera Marta und
ihren Begleiter beobachtet, die mit viel Gepäck und zu Fuß auf dem
Weg zur Hazienda sind. Durch eine schnelle
Kamerabewegung/-schwenk wird die Vampirin (zu der Zeit weiß man noch
nicht, dass es eine ist) ins Bild genommen. Im Vordergrund, praktisch
direkt vor der Kamera, taucht sie in ihrem schwarzen Gewand
urplötzlich auf. So nah, dass die Kamera ausweichen muss, um nicht mir ihr zu kollidieren. Mit dem begleitenden Sound hat das schon
Schockeffekt-Charakter. Später im Film, bei einer Schlägerei, füllt
das (bewegungs-)unscharfe Gesicht eines von einem Schlag Getroffenen
den gesamten Bildkader aus. Kein Vergleich mit der eher
langweiligen, meist statischen Kamera in Tod Brownings „Dracula“.
Wer Vampirfilme mag und sammelt, sollte dieses kleine Meisterwerk in
seinem Schrank stehen haben. Dass einige Effekte nicht so gelungen sind, wie zum Beispiel die zahlreichen Fledermausflüge, sollte einen nicht abschrecken. Das haben auch die Hammer-Studios nie realistisch hinbekommen.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
Dracula tötet einen Bauern // Dracula erhebt sich aus dem Sarg //
Vampirin Eliose erscheint aus dem Nichts // (un)tote Maria im Sarg
mit Jesusfigur auf dem Bauch // sterbende Vampirin, die langsam
altert und sich in ein Skelett verwandelt
Bewertung: (7,5/10)
Bewertung: (7,5/10)